Monte Rosa mit dem MTB – Eine spektakuläre Umrundung der höchsten Wand der Alpen

12.02.2024

Es war eine traillastige Rundtour für ambitionierte Fahrtechnikenthusiasten in fantastischer Bergwelt. Das Monte-Rosa-Massiv und die vielen Viertausender waren dabei eine wahrlich traumhafte Kulisse für großartige Trails in einer hochalpinen Landschaft.

Mehr als bei anderen Touren fieberten wir dem Beginn unserer Umrundung entgegen. Endlich war es soweit – Urlaub! Stress und Anspannung ließen wir schon auf der Anreise zurück. Am vorletzten Sonntagabend im Juli trafen wir uns zu acht im Hotel Bergfreund in Herbriggen bei Zermatt. Chris, Mathias, Rüdiger und unser Guide Martin waren zuvor zum Einradeln noch am Aletschgletscher (nicht ohne Grund zum Weltnaturerbe gekürt) und holten sich den ersten Muskelkater. Schon am Tag vorher in Kandersteg verletzte sich Michael und konnte die Tour deswegen leider nicht mitmachen. Auch auf diesem Wege: Nächste Saison klappt’s wieder! Abends im Hotel bei erstklassigem Schweizer Essen waren dann auch Bettina, Kay-Uwe und Stefan dabei und die Tour wurde besprochen und überlegt, wie der große Giro am besten gemeistert werden kann.

Grenzerfahrungen bergauf

Am Montag wurde es dann ernst. Bei tiefhängenden Wolken und einsetzendem Regen starteten wir in Richtung Saas-Tal. Vorbei am Mattmarksee ging es steil bergauf zum Rifugio Oberto Maroli auf 2796 m. Die Herausforderung, durch die Art der Höhenmeter und das garstige Wetter an und über die persönlichen (Belastungs-) Grenzen hinauszugehen, war wieder einmal eine sehr positive Erfahrung. Auch für jene von uns, die von den Anforderungen ein wenig überrascht worden waren.

Manchmal muss auch ein Lift überstunden machen

Am Dienstag folgte dann bei zusehends besserem Wetter einenlange Abfahrt vom Rifugio, mit immanentem Blick auf die höchste Wand der Alpen, vorbei am Lago delle Fate, über die Alpen Schena und Stiga durchs Sesia-Tal zum Rifugio Città di Mortara – Grande Halte auf 1945 m. Mit etwa 1500 Hm schien dies gut machbar, die Höhenmeter mussten allerdings schwer erkämpft werden. Das Erreichen der Gondel zur Unterkunft stellte uns dank der fortgeschrittenen Zeit vor eine ziemliche Herausforderung. Der Abschluss des Tages gipfelte deshalb in einem Schlussspurt. Aufgrund der homogenen Gruppe hatten wir trotzdem ungemeinen Spaß dabei. Zum Glück wurde die Mühe belohnt. Martin und Kay überzeugten auf unglaublich charmante Weise den einzigen in der Liftstation verbliebenen Angestellten, uns trotz zu später Ankunft doch noch zu unserer Unterkunft mitzunehmen. Danach waren wir sehr erleichtert und übermannt vom herzlichen Empfang und der Bewirtung durch den originellen Hüttenwirt in seiner sehr charmanten Hütte. Auch weil wir die einzigen Gäste waren, hatten wir einen unvergesslichen Hüttenabend.

Ein vierblättriges Kleeblatt lässt das Schieben vergessen

Am Mittwoch ging es vom Rifugio Città di Mortara über den Passo dei Salati und das Rifugio Gabiet mit dem Lago Gabiet und das Colle Betta zum Rifugio Grand Tournalin auf 2535 m. Mit ca. 1400 Hmwar dies unser erster Tag, der ganz gemütlich anmutete. Der Fund eines vierblättrigen Kleeblattes entspannte die Anstrengungen bei einer der vielfältigen Schiebepassagen und zeigte, dass wir nicht nur die umwerfenden und beeindruckenden großen Ausblicke genossen, sondern auch die Aufmerksamkeit für die etwas kleineren – an sich unscheinbaren – Dinge nicht verloren hatten. Nicht zu vergessen die exzellente Einkehr im Agriturismo Goil, gefolgt von einem wunderbaren Stück entlang eines Waalweges.

Alpenglühen über dem Matterhorn

Donnerstagmorgen erklommen wir eine beim Start bedrohlich wirkende Scharte. Dort angekommen war der Blick gen Süden bis zum Gran Paradiso frei – und wenig später dann auf endlosen Trails ganz unterschiedlicher Beschaffenheit immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven auch zum Matterhorn. Dabei ging es vom Rifugio Grand Tournalin über eine Bikeparkeinlage in Breuil-Cervinia zum Rifugio Teodulo auf 3317 m. Auch an diesem Tag waren mit eigener Muskelkraft nur ca. 1500 Hm zu bewältigen, doch durch einen kräftezehrenden Schlussanstieg waren alle mehr als froh, als sie oben in der grandios gelegenen Hütte angekommen waren. Kurz bevor wir dort ankamen, bekam Rüdiger einen Lachanfall. Vielleicht lag’s an der Höhe und dem etwas geringeren Sauerstoffanteil in der Luft. Beim abschließenden Finish kam der Ernst jedoch wieder zurück. Die Belohnung für diese Anstrengung gab’s beim Abendessen. Das Panoramafenster, vor dem wir unser Menü genießen durften, entschädigte für die Strapazen: Sonnenuntergang hinterm Matterhorn, der Himmel brannte!

Am Freitag fuhren wir vom Rifugio Teodulo über den Theodulgletscher zum Trockenen Steg (2939 m) hinunter nach Zermatt. Mit dem Rad auf dem Gletscher unterwegs zu sein, mit dem Matterhorn im Hintergrund, war absolut einmalig. Nach einer Ehrenrunde zum Stellisee mit weiterem Bilderbuchblick zum Matterhorn ging es weiter auf grandiosen Trails zum Badesee und schließlich zum Ausgangspunkt Herbriggen auf 1260 m zurück. Auch wenn wir wieder ausgiebig UNO gespielt und die Abende mit guten Gesprächen ausklingen ließen, waren wir ebenso dankbar für die im Vergleich zum Alltag längeren Nächte, in denen wir uns ausgiebig regenerieren konnten. Und auch die einzige Bikerin der Gruppe, Bettina, stand die Bettenlager ohne größere Schäden durch. Ein großes Dankeschön an Guide Martin für dieses tolle Erlebnis!