Klettern an den Sonnenplatten im Karwendel

15.02.2024

Unsere Seniorengruppe verbrachte unvergessliche Tage beim Klettern, Wandern und Radfahren bei Scharnitz. Neben sportlicher Betätigung stand der freundschaftliche Austausch im Vordergrund

„Da soll mal einer sagen, Senioren seien nicht flexibel?“ Für unsere traditionelle Kletterwoche hatten wir diesmal nach eingehender Diskussion ein neues Ziel gewählt: die Sonnenplatten in Scharnitz – und wir wurden belohnt. Die Sonnenplatten sind ein Klettergarten an der Ortsumfahrung von Scharnitz, dem Eingangstor zum Karwendel. Unter Federführung des Extremkletterers Heinz Zak wurde 2019 ein bestehender Klettergarten saniert, erweitert und auf den aktuellen Sicherheitsstandard gebracht. Die in vier Sektoren eingeteilten Routen, ca. 50 insgesamt, bieten Schwierigkeiten zwischen 3. und 7. Grad (französischer Bewertung).

Dino, Fliegenpilz, Parasol und Co. 

Nach anfangs großem Respekt legten wir mutig los und stellten fest, dass die Wände einfach ideal für uns sind. Es gibt zahlreiche Routen, die für unsere „Topleute“ vorsteigbar waren, um Seile zu legen. Und wir hatten viele Seile dabei, damit auch jeder von uns beim Klettern auf seine Kosten kam, egal ob lieber toprope oder Vorstieg. Der griffige Wettersteinkalk war an drei aufeinanderfolgenden Sonnentagen unser Spielplatz. Und wieder hat sich gezeigt, einmal im „Flow“ macht Klettern wahnsinnig Spaß. Wir konnten gar nicht genug kriegen von Dino, Fliegenpilz, Parasol, Schatzi, Piccolo, Prosecco oder der berüchtigten „Calanque“-Kante. Peter hing täglich mehrere Stunden mit seiner Kamera bewaffnet in der Wand, um unsere Leistungen zu dokumentieren. Und ganz wie bei den Profis wurden die schwierigen Stellen in der Wand von unten aus analysiert und durchdacht.

Chillen ist erlaubt 

Am Fuß des Klettergartens gibt es eine fast schon luxuriöse „Chill-Area“ mit Brotzeittischen und -bänken, Liegestühlen, einer Slackline und einem Brunnen mit eiskaltem Bergwasser! Gewohnt haben wir in zwei gemütlichen Ferienwohnungen unweit vom Klettergarten und die Harten unter uns in ihren Wohnmobilen am Campingplatz, ganz Mutige sogar im Zelt. Wer hier bei Wind und Wetter campen will, muss einfach gut ausgerüstet mit warmer Kleidung, Regenzeug und Humor sein.

Sonnenschein auf der Terrasse

Nach drei Klettertagen waren wir „platt“. Das bedeutet jedoch keineswegs faul zu sein und müde Muskeln pflegen, sondern erstmal eine stramme Wanderung auf die Pleisenhütte (1757 m). Dort wurden wir von der freundlichen Wirtin mit Kaiserschmarren und Spinatknödeln für den Anstieg entschädigt und auf der Terrasse von der Spätsommersonne verwöhnt. Der Abstieg über die Klamm des tosenden Karwendelbachs war ein Erlebnis.

Ganz nach dem persönlichen Gusto 

Am Freitag zeigte sich der Herbst von seiner weniger schönen Seite, dennoch gab es einige Wanderwillige entweder zur urigen Oberbrunnalm (1523 m) und in die Leutascher Geisterklamm. Paul, Werner und Gabi versuchten sich, wie sie versicherten, erfolgreich an den Wänden des gigantischen Innsbrucker Kletterzentrums. Inzwischen hatte sich um Hans eine kleine Rennradgruppe formiert, die an den Sonnentagen im Karwendel und Inntal ihre sportlichen Touren fuhren. Klettern, Wandern oder Radfahren – die Woche bot für jeden von uns sportliche Möglichkeiten genug und freundschaftlichen Austausch sowieso. Meistens trafen wir uns abends am langen Tisch in der Scharnitzer Pizzeria.

In der Nacht zum Samstag kam der große Wetterumschwung. Der Himmel öffnete seine Schleusen und früh zeigten sich die Gipfel rundum mit erstem Schnee gezuckert. Zeit nach Hause zu fahren. Jetzt trainieren wir wieder ausgiebig in der Halle. Regelmäßiges Klettern ist unabdingbar, um das Niveau zu halten und weder Kraft noch Technik zu verlieren. Unterbrechungen können sonst schnell frustrieren. Nach einer längeren Pause bedarf es intensives Nachholen, um wieder auf das vorherige Fitnesslevel zu kommen. Dranbleiben lohnt sich. Klettern ist ein großartiger Sport und die Würzburger Senioren sind eine unschlagbare Community! In 2023 geht es natürlich wieder raus. Ideen haben wir schon.