Die lehrreichsten Erfahrungen sammelt man auf Touren
Am vierten Tag stand dann bei bestem Wetter die erste Tour auf dem Programm. Über den Vernagtferner ging es Richtung Gepatschjoch, über einen Teil des Nordgrads auf den Guslarferner und dann über den Normalweg auf den Fluchtkogel (3500 m). Bereits auf dem Vernagtferner gab es die erste ungeplante Übungseinheit. Roman, als Führender der Gletscherseilschaft, hatte nach ca. 15 Minuten zielsicher eine Gletscherspalte gefunden und wollte sich diese mal genauer anschauen. Daher machten wir kurz Pause, bis er sich wieder selbstständig mittels Pickeleinsatzes aus der Spalte rausgekämpft hatte. Dieser unfreiwillige Abgang führte bei Markus zu einer plötzlichen Verkleinerung seiner Blase, wodurch jede Pause nicht nur zum An- und Abseilen, An- und Ausziehen, sondern auch anderweitig genutzt wurde. Endlich am Gipfel angekommen, konnten wir das wunderbare Bergpanorama der umliegenden Dreitausender und den Blick auf das Brandenburger Haus genießen. Bester Stimmung ging es dann runter vom Berg auf den Guslarferner für eine weitere Übungseinheit Spaltenrettung. Jeder musste mal rein in die Spalte – die einen etwas kürzer, die anderen etwas länger. Roman musste leider feststellen, dass eine Spaltenrettung auch mal ca. 20 Minuten dauern kann, wenn sich der Fehlerteufel beim Aufbau des Schweizer Flaschenzugs einschleicht. Ruhig und gekonnt unter den wachsamen Blicken von Hannes konnten sämtliche Fehler behoben werden, wenn auch nicht jeder Beobachter diese Zuversicht teilte. Da der Tag recht lange war, litt die Trittsicherheit beim ein oder anderen auf dem Rückweg zur Hütte. Markus war einer dieser Kandidaten, was dazu führte, dass er sich zunächst scheinbar den Fuß verstauchte und mittels der am Tag zuvor kennengelernten Transportmethoden ein gutes Stück getragen werden musste. Die Erschöpfung der Retter aufgrund der Anstrengungen des Tages, gepaart mit dem unwegsamen Gelände, zollten ihren Tribut. Zum Glück gehört zur Grundausstattung am Berg auch immer ein Helm dazu. Dieser war für Markus von großem Nutzen. Nach einigen Minuten des Hin-und-her-Schaukelns und teilweise unsanften Ablegens geschah eine Spontanheilung und Markus war es möglich, seinen Fuß wieder zu belasten und selbstständig weiter abzusteigen. Wer über dieses „Wunder“ mehr erleichtert war, die Retter oder Markus, kann nicht eindeutig gesagt werden.